giovedì 13 giugno 2013

Mediale Hetze nach gewalttätigem Übergriff - was andere sagen

Eine aktualisierte Übersicht vom 13. Juni. Hervorhebungen nachträglich hinzugefügt.

Ich bin einfach nur schockiert, traurig und sehr besorgt, wohin diese Ausländer-Hetzkampagne der "Dolomiten" führen wird. Einfache Schlagzeilen und Parolen verkaufen sich gut und unterstützen die Angst. Gewalt ist nicht ok, keine Frage, aber so eine Kampagne ist Wahnsinn!
Nirgends lese ich von den ganzen anderen Formen von Gewalt wie Mobbing und Diskriminierung, die für viele unserer MitbürgerInnen mit Migrationshintergrund an der Tagesordung sind. Sie kommen nicht in die Diskotheken hinein (weil als von vorne herein potentiell gefährlich geachtet), im Dolomiten-Stellenmarkt liest man fast nur noch "nur für Einheimische", Provokationen von Seiten von "Einheimischen Jugendlichen", die sie oft einfach hinnehmen müssen, aus Angst von Problemen mit der Polizei und Aufenthaltsgenemigungen, Vorbehalte Tag täglich, auch wenn Jugendliche hier geboren wurden und ihre Eltern aus dem Ausland hergezogen sind, weil in Südtirol Arbeitskräfte gebraucht werden, diese Jugendlichen haben immer noch keinen Platz hier, werden immer als "Ausländer" gesehen und dürfen dann noch mit so einer Kampagne zurecht kommen müssen. Ich bin einfach nur schockiert.
OEW auf Facebook

Es wird stigmatisiert und es grenzt an Volksverhetzung. Was wiederum eine Fall für den Staatsanwalt wäre. Es wird genau das Gegenteil erreicht, da nicht die sachliche Berichterstattung im Vordergrund steht, sondern Vorurteile geschürt und Angsthaltungen Nahrung gegeben wird. Wir die Guten – sie die Bösen. Schwarz-weiss-Malerei pur. Wir, die Opfer von Sozialschmarotzern, ertönt es an der Gasthaustheke. Derartiges ruft starke Emotionen hervor, und bekanntlich prägen uns Emotionen stark. Solcherlei Schlagzeilen und Artikel sind der Nährboden für Fremdenhass.
Sonja Cimadom (OEW) im Franzmagazine

Il problema della pubblica sicurezza è molto sentito dalla popolazione ed è perciò compito dei giornalisti occuparsi anche di questo tema e, perché no, aprire un dibattito. Questo deve però avvenire con la massima professionalità e cautela per evitare di alimentare stereotipi e pregiudizi nei confronti di singoli gruppi, come gli stranieri.
Journalistenkammer Trentino-Südtirol

So leidvoll die Erfahrung für die Betroffenen gewesen sein muss – hätte die Tageszeitung „Dolomiten” dieses (familiäre) Detail nicht verschwiegen, wäre die Kampagne glaubwürdiger gewesen. Wären die Kinder von einfachen Leuten betroffen gewesen, hätte es diese massive Kampagne wohl nicht gegeben.
Christoph Franceschini auf Tageszeitung.it 

Wäre nicht der Sohn oder die Tochter betroffen, hätte es auch keine Kampagne gegeben, denn es ist ja nicht das erste Mal, dass es in Bozen, Bruneck oder in Brixen bei nächtlichen Feiern zu Schlägereien kommt und es ist in der Tat so, dass sehr oft Einwanderer verwickelt sind.
Das darf man nicht verschweigen, aber die Gewalt geht sehr oft auch von Unseren aus, es wäre ganz falsch und gefährlich, da einen Krieg gegen die Extrakommunitären oder die Albaner anzuzetteln, zum Rassenhass anzustiften. Sie sollen alle der Polizei übergeben werden, Gewalt bekämpft man mit dem Gesetz, der Justiz.
Arnold Tribus auf Tageszeitung.it

Ein Vater kann vieles tun, wenn seine Kinder Opfer gewalttätiger Jugendlicher werden. Weinen, schimpfen, selbst wütend sein ist erlaubt. Das Instrumentalisieren einer billigen, boulevardesken und hochgradig gefährlichen Berichterstattung sollte nicht dazugehören.
Kopfregie

Gewalt ist ganz klar abzulehnen und Vorfälle, wie jener vom letzten Wochenende, dürfen sich nicht mehr wiederholen. Doch Gewalt ist nicht nur ein Problem der Jugend oder der Ausländer, wie es derzeit diskutiert wird“, erklärt Karlheinz Malojer, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienste. Er verurteilt klar die momentane Stigmatisierung der Jugendlichen und die kollektive Verurteilung der Ausländer als Sündenböcke, wie es nun teilweise in Zusammenhang mit den jüngsten Vorfällen geschehe.

Stellungnahme: Jugendgewalt ist kein "Ausländerproblem"

Gemeinsame Stellungnahme verschiedener Organisationen, Vereinen und Gruppen aus Südtirol zur "Dolomiten"-Kampagne "Stoppt die Gewalt"

Mit Sorge verfolgen wir, welche Wellen die “Dolomiten”-Kampagne gegen “Jugendgewalt” geschlagen hat: In den Kommentarbereichen von Online-Medien und Facebook manifestieren sich Rassismus und Ausländerfeindlichkeit in ihrer übelsten Form. Daran ist die “Dolomiten”-Redaktion durch Wortwahl und Darstellung der Ereignisse maßgeblich mitverantwortlich: Insbesondere die beiden Artikel “Sie schlagen zu, bis Blut fließt” und “Raffiniert provozieren, um zu streiten” legen nahe, dass es sich bei den gewalttätigen Übergriffen um ein “Ausländerproblem” handelt. Aus diesem Grund wollen wir festhalten:
  1. Gewalt ist grundsätzlich zu verurteilen. Sie muss durch Prävention weitestgehend verhindert werden und ist mit rechtsstaatlichen Mitteln zu ahnden. Der Arbeitsbedarf für Politik und Sozialverbände besteht vor allem darin, jungen Menschen Perspektiven zu bieten und ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen – unabhängig von ihrer Herkunft.
  2. Die Darstellung des Problems durch die “Dolomiten” ist jedoch irreführend. Wir, die wir unter anderem auch viel mit Jugendlichen und ihren Problemen zu tun haben, betrachten die Gefahr der Jugendgewalt als ein wichtiges Problem. Es stellt sich insgesamt aber nicht so drastisch dar, wie die “Dolomiten”-Artikel unterstellen, wenn sie schreiben: “Seit Monaten ziehen Banden von Jugendlichen schlägernd durch Südtirol.” Wir teilen die Einschätzung der Polizei, dass es sich um keinen allgemeinen Trend handelt.
  3. Die Fokussierung auf “Albaner-Banden” verschleiert die Ursachen ebenso wie effektive Lösungsansätze. Die Artikel legen nahe, dass es sich bei den Tätern der “Gewaltserie” um sogenannte “Albaner-Banden” handelt: “die Mitglieder kommen meist aus Albanien oder anderen Balkanstaaten” und “Probleme mit Albaner-Banden haben die Diskotheken nach wie vor”, heißt es dort. Dass der gewalttätige Übergriff mit der Herkunft der Jugendlichen (bzw. ihrer Eltern) in Verbindung steht, ist nicht belegt. Zudem sind, wie internationale Studien zeigen, Beziehungsprobleme, Bildung und sozialer Status bei Jugendgewalt die primären Faktoren, und nicht die Herkunft. Durch eine solche Kulturalisierung sozialer Probleme und die einseitige Darstellung als Sicherheitsproblem, das durch die Polizei gelöst werden muss, wird einer effektiven und nachhaltigen Lösung der Konflikte der Weg versperrt.
  4. Der rassistische Unterton der “Dolomiten”-Kampagne wirkt im Angesicht der erstarkenden Ausländerfeindlichkeit in Südtirol wie Öl im Feuer. Die Artikel bedienen sich rassistisch gefärbter Bilder von kriminellen, gewalttätigen und rückständigen “Balkanländern” und insbesondere AlbanerInnen, die die Ausländerfeindlichkeit in Südtirol auf ein neues Niveau hebt. Die tendenziöse Berichterstattung und die Pauschalurteile, die täglich in den „Dolomiten“ und der „Alto Adige“ zu lesen sind, sind nichts anderes als strukturelle Gewalt auf Kosten besonders schwacher Bevölkerungsschichten. Medien und JournalistInnen haben eine besondere Verantwortung bei der Darstellung von sozialen Missständen und sollten ihre Rolle, aus welchen Gründen auch immer, nicht leichtfertig aufgeben.
In diesem Sinne fordern wir die Verantwortlichen zu einer Richtigstellung, zu mehr Besonnenheit — und alle kritisch eingestellten SüdtirolerInnen dazu auf, vor allem im persönlichen Umfeld Stellung zu beziehen und der Hetze in sozialen Netzwerken entschieden entgegenzutreten.

Unterzeichnet von 
Integration Rock, Rock the Lahn, Brennerbasisdemokratie, Südtiroler HochschülerInnenschaft, Antifa Meran, OstWestClub, Miracle Hill Festival, Shanti Powa, Zigori Media, Ghosttown Festival Prad, Gleeman Members, Jumpout Openair Eppan, Jokerface, Brigata GialloRossa